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Lohrer Montessori-Schule startet im September

Main-Spessart 10.06.2021 – 15:50 Uhr Kommentieren  3 Min.  VorlesenMerken

Daniela Rienecker wird die Schulleiterin der Montessorischule Main-Spessart. Vom Initiatoren-Team und der frisch renovierten Schule zeigt sich die dreifache Mutter, deren Tochter ebenso ab September in Wombach unterrichtet wird, begeistert.Foto: Frank Zagel

Zwei Jah­re Pla­nung, Or­ga­ni­sa­ti­on und viel Ar­beit zah­len sich für die In­i­tia­to­rin­nen der Mon­tes­s­o­ri Grund­schu­le Main-Spess­art (Mo­mas) aus: Die Re­gie­rung von Un­ter­fran­ken ge­neh­mig­te den Be­trieb zum kom­men­den Schul­jahr. Grund ge­nug für die Fil­me­ma­che­rin Ni­co­le Scherg und die Mon­tes­s­o­ri-Er­zie­he­rin Kat­ja Fle­cken­stein, die bei­de aus Par­ten­stein kom­men, ein Pres­se­ge­spräch in den frisch re­no­vier­ten Rä­um­lich­kei­ten der ehe­ma­li­gen St. Ni­ko­laus-Schu­le in Wom­bach zu ver­an­stal­ten. Da­bei wur­de auch die neue Schul­lei­te­rin Da­nie­la Riene­cker vor­ge­s­tellt.

„Wir sind vom Gründungsmodus in den Schulbetrieb übergegangen“, sagte Fleckenstein. Mit 16 Kindern – davon zwei Drittel Schulanfänger – beginnt im September das erste Schuljahr für das jahrgangsübergreifende Bildungskonzept. Bei diesem steht das freie Lernen des Kindes im Mittelpunkt.

Mit Daniela Rienecker wurde eine Grundschullehrerin, die gegenwärtig an der Montessorischule Würzburg lehrt, als künftige Schulleiterin gewonnen. 2005 hat die 39-Jährige aus Güntersleben im Kreis Würzburg ihr zweites Staatsexamen abgeschlossen. Im Juli wird sie das Montessori-Diplom in der Tasche haben. Auch Rieneckers Tochter gehört ab September als Schulanfängerin zur Schulfamilie in Wombach.

Der Begriff „Schulfamilie“ fällt häufig im Gespräch. „Uns war von Anfang an klar, dass die Eltern eine essenzielle Stütze unseres Vereins sein werden“, erklärt Scherg. Die Mitarbeit der Eltern spiele nicht nur bei der Umsetzung der Pädagogik – unter anderem einem Unterricht ohne Noten – eine große Rolle. Auch bei Renovierungsarbeiten und der Beschaffung von Materialien seien diese im Vorfeld nicht zu ersetzen.

Neben Daniela Rienecker wurde bereits eine weitere Lehrkraft eingestellt. Auch sie verfüge über das Montessori-Diplom und bringe eine mehrjährige Montessori-Schulerfahrung mit sich, so Scherg. Eine dritte Kraft als Ergänzung für das pädagogische Team und eine Assistentin der Schulleitung stünden ebenso vor der Einstellung.

„Die Kinder wurden von uns über Online-Gespräche mit den Eltern bewusst ausgewählt“, berichtet Fleckenstein. Sie stammen aus dem ganzen Kreis Main-Spessart. Die Nachfrage nach einem Schulplatz sei groß gewesen. Mittels einer Warteliste soll in den kommenden Jahren die Anzahl der Schüler auf 24 steigen. Auch ein Kind mit erhöhtem Förderbedarf wurde aufgenommen. Birgit Wagner, im Montessori-Verein für Inklusionsarbeit zuständig, ergänzt, dass zukünftig bis zu zwei Kinder in die Klasse mit aufgenommen werden können.

Die Finanzen seien durch einen Bürgschaftskredit in Höhe von 200.000 Euro und weiteren 100.000 Euro in Form von Kleinbürgschaften durch Stiftungsgelder und Spenden gesichert, führt Scherg aus. In den ersten beiden Jahren erhalte die Schule lediglich 65 Prozent Personalkostenzuschüsse vom bayerischen Staat. Sachkosten würden überhaupt nicht bezuschusst.

Das Schulgeld belaufe sich auf 220 Euro pro Monat und richte sich bei einkommensschwächeren Familien nach deren Gehalt. Jede Familie und jedes Kind soll laut Scherg auch die finanzielle Möglichkeit zur Aufnahme an der Schule haben. Mit 160.000 Euro ging der Besitzer des Gebäudes, die Lebenshilfe Main-Spessart, in Vorleistung, um die gemieteten Räume der 35 Jahre alten ehemaligen Schule für lernbehinderte Kinder zu renovieren.

Die Sanierung ist bereits abgeschlossen. Feinarbeiten und der Einzug des Mobiliars sowie Lehrmaterialien stehen in den kommenden Wochen für den 300 Quadratmeter großen Schulbereich mit vier Lernräumen, Sekretariat und Lehrerzimmer an.

Gabriele Hofstetter, Geschäftsführerin der Lebenshilfe, verwies beim Rundgang durch die Klassenzimmer auf das Konzept der Lichtdurchflutung durch zusätzlich eingebaute Fenster. Neben der Montessorischule sind bereits Büros der Lebenshilfe, der Offenen Hilfen und die Mittagsbetreuung der Wombacher Grundschule im Haus untergebracht.

Das Kennenlernen der Kinder und Eltern, das bisher aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich war, soll in den kommenden Wochen erfolgen. Der erste Elternabend fand bereits am Dienstag statt. „Dem Schulstart steht jetzt nichts mehr im Weg“, betont Nicole Scherg. Die Mutter von zwei kleinen Kindern freut sich auf auf die kommenden Monate und denkt schon wieder einen Schritt weiter: „Jetzt ist unser Ziel, eine weiterführende Montessorischule ab der fünften Klasse aufzubauen.“

Frank Zagel

Drei Fragen an die künftige Schulleiterin Daniela Rienecker

Frau Rienecker, warum haben Sie sich für die Montessori-Pädagogik entschieden?

Weil damit nachhaltiges Lernen stattfinden kann. Das ist ein Lernen für das Leben, das auch bestehen bleibt. Dieses kann nur mit Freude stattfinden.

Welche Ziele verfolgen Sie für die Montessorischule Main-Spessart?

Motivation wird an erster Stelle stehen – für alle. Wir haben einen schönen Lernplatz für Schüler, Eltern und Lernbegleiter, der zum Wohlfühlort werden soll. Wir können alle gemeinsam voneinander lernen und jeder Schüler bekommt die Möglichkeit, seine Potenziale voll zu entfalten.

Wie waren ihre ersten Eindrücke vom Gründungs-Team und der neuen Schule?

Die Initiatorinnen waren von Beginn an freundlich, kompetent und wohlwollend. Und dazu noch voller Energie. Das naturnahe Lernen ist mir wichtig. Daher passt das tolle Schulgebäude inmitten der Natur perfekt zu unseren pädagogischen Schwerpunkten.