WOMBACH

Montessori gestartet: „Mama, ist am Wochenende auch Schule?“

Die Initiatorinnen der ersten Montessori-Schule in Main-Spessart ziehen zusammen mit Schulleiterin Daniela Rienecker nach der ersten Schulwoche zufrieden Resümee.

Freuen sich über die gelungene Eröffnungswoche der Montessori-Schule Main-Spessart: (von links) Nicole Scherg vom Vorstand, Birgit Wagner (Inklusion, Öffentlichkeitsarbeit), Schulleiterin Daniela Rienecker, Lehrkraft Nadine Kunitzky und Katja Fleckenstein vom Vorstand.

Von Simon Hörnig21.09.2021  |  aktualisiert: 21.09.2021 14:32 Uhr

Der erste Schultag, ein Termin auf den viele Schülerinnen und Schüler, aber auch deren Eltern lange hinfiebern. Dass am Dienstag im Lohrer Stadtteil Wombach eine ganze Schule ihren ersten Schultag erlebte, war für alle Beteiligten jedoch noch einmal eine besondere Erfahrung. „MOMAS Montessori Schule Main-Spessart“ verkündet das bunte Schild über dem Eingang und verrät sofort, dass es sich bei der Neueröffnung nicht um eine gewöhnliche Grundschule handelt.

„Wir haben alle drei den starken Wunsch verspürt nach einer freien Lernumgebung für unsere Kinder“, erklärt Nicole Scherg die Beweggründe, die sie und ihre beiden Mitstreiterinnen, Monika Rosenkranz und Katja Fleckenstein, dazu motiviert hatten, das Wagnis der Gründung einer privaten Montessori Schule einzugehen. Ein Wagnis, das sich für die drei Mütter nach drei Jahren und pünktlich zu, beziehungsweise noch vor der Einschulung ihrer Kinder Henry, Maria und Jonathan mit der Eröffnung der ersten Montessori Schule des Landkreises letztlich ausgezahlt hat. Entsprechend aufgeräumt zeigen sich Scherg und Fleckenstein mit Schulleiterin Daniela Rienecker und Herbert Schuhmann, dem zweiten Vorsitzenden der Lebenshilfe Main-Spessart, in deren Lohrer Räumlichkeiten die Schule nun beheimatet ist, im Gespräch nach der ersten Schulwoche.

In der ersten Woche viel in der Natur gewesen

„Ich bin sehr zufrieden, wir hatten eine gute erste Schulwoche mit den Kindern“, lautet Rieneckers positives Resümee, das auf gleichermaßen euphorischen Rückmeldungen von Kinder- wie von Elternseite fußt. So hätten viele Kinder etwa die Naturerfahrungen bei gemeinsamen Wanderungen oder die Schulanfangsfeier am Dienstag als Höhepunkte ihrer ersten Woche beschrieben. Dass die Gruppe auf diese Weise zusammenwächst, ist erklärtes Ziel von Schul- und Klassenleiterin Rienecker.

Um das gegenseitige Kennenlernen bereits vor Beginn des Schuljahres voranzutreiben, habe man daher kleinere Treffen organisiert um den Kindern schon vorab etwas die Berührungsängste zu nehmen. Das sei, so Rienecker, für die Kinder sehr wichtig gewesen und sie habe von einer Mutter erfahren, dass ihr Sprössling sich daraufhin erst so richtig auf die Schule gefreut habe, weil er gewusst habe: Wo komme ich hin und mit wem.

Hilfreicher „Hausherr“ Lebenshilfe

Dafür verantwortlich, dass das „Wo“ auch rechtzeitig für den Schulbeginn der Montessori Klasse bezugsfertig war, zeichneten die „Hausherren“ der Lebenshilfe, allen voran ihr ehemaliger Vorsitzender Arno Schmitt, der dem Ertüchtigungsprozess der Räumlichkeiten als Bauleiter vorstand. „Er war öfter vor Ort, als so mancher Handwerker“, erklärt Schuhmann, den die Initiatorinnen mit ihrer „Frauenpower“ selbst davon überzeugt hatten, mit den Bauarbeiten in Vorleistung zu gehen, bevor überhaupt die Schulgenehmigung vonseiten der Regierung von Unterfranken vorlag.

Die beiden sechsjährigen Anne Rienecker und Jonathan Fleckenstein genießen nach Schulschluss das Kuscheleck des Stilleraums.
Foto: Simon Hörnig | Die beiden sechsjährigen Anne Rienecker und Jonathan Fleckenstein genießen nach Schulschluss das Kuscheleck des Stilleraums.

„Wir sind jedoch dieses Risiko eingegangen, weil wir wussten, wenn wir nicht sofort beginnen, mit Sanierung, Renovierung und Umbau, wird das mit einem Schulbeginn 2021 nichts.“ Dass der Verein die Maßnahme überhaupt stemmen konnte, verdanke man den beteiligten Baufirmen, die ihnen nicht nur terminlich, sondern auch finanziell entgegengekommen seien.

Auch für die Initiatorinnen, die mittlerweile den Trägerverein als Vorstands-Trio leiten, ist Geld ein übergeordnetes Thema. So erhält die neu gegründete Schule in den ersten zwei Jahren nämlich lediglich 65 Prozent Personalkostenzuschuss für die drei Pädagoginnen und zwei Verwaltungsangestellten. Den Ausgaben von rund 240 000 Euro für das erste Schuljahr stehen dadurch mit 40 000 Euro von Seiten der Schulbehörde, 35 000 Euro Schulgeld und ca. 85 000 Euro an Spenden lediglich 160 000 Euro an Einnahmen gegenüber. Die Differenz soll ein Kredit über 160 000 Euro der GLS Bank schließen. Eine Bürde, die zu tragen sich die Gründerinnen nur durch anhaltende Spendenbereitschaft und Unterstützung durch viele Kleinbürgen im Stande sehen.

Mit Montessori Lernmaterialien wie diesen Rechenperlen können die Kinder spielend lernen.
Foto: Simon Hörnig | Mit Montessori Lernmaterialien wie diesen Rechenperlen können die Kinder spielend lernen.

Läuft alles nach Plan, möchte man im kommenden Jahr die bestehende 16-köpfige Lerngruppe um sieben bis acht Kinder erweitern und 2023 mit der Gründung einer zusätzlichen Lerngruppe die Schülerzahl gar verdoppeln.